Im Jahre 1859 ließ die Königlich-Hannoversche Regierung zwischen Hamburg und Cuxhaven nach Braunkohlevorkommen forschen. Bei Bohrungen stieß man dabei im Raum Hemmoor auf mächtige Kreidevorkommen und in unmittelbarer Nähe auf tertiären Ton, den wesentlichen Rohstoffen für die Zementproduktion. Von den Bohrergebnissen erfuhr der Stader Holzhändler Jürgen-Hinrich Hagenah (Bild rechts) und erwarb 1862 größere Flächen zur Nutzung der Rohstoffe. Hagenah errichtete noch im gleichen Jahr auf dem Gelände eine Kalkbrennerei und eine Ziegelei.

 
   
 


Zement war als Bindemittel damals noch wenig bekannt. 1824 hatte der Engländer Joseph Aspin festgestellt, dass sich kleinste Teile Kalk und Ton bei großer Hitze zu einem neuen Stoff, dem Zement, verbinden. Jürgen-Hinrich Hagenah wusste um diese Erfindung und errichtete im Jahre 1866 eine kleine Zementfabrik in Hemmoor. 1868 kaufte Hagenah den Oste-Hafen Schwarzenhütten auf. War zunächst der Absatz von Zement schwierig, so stieg er jedoch sprunghaft mit dem Beginn der Industriealisierung an.

 
 

Am 09. August 1882 verkaufte der Besitzer das Werk an die neu gegründete Aktiengesellschaft „Portland Cementfabrik Hemmoor“. Die Jahresproduktion betrug seinerzeit 170.000 Fass (1 Fass = 170 kg netto) bei 1.000 Beschäftigten.

 

  Die Fabrik vergrößerte sich in den folgenden Jahre stetig. Zwar hatte die Mechanisie-rung noch nicht überall begonnen, so erfolgte die Kreidegewinnung bis 1908 per Hand, allerdings ging 1899 in Hemmoor der erste in Deutschland gebaute und brauchbare Drehofen in Betrieb.
 
  1905 zählte die Zementfabrik 2.000 Beschäftigte. Durch zunehmende Technisierung und Rationalisierung verringerte sich jedoch die Belegschaft bis 1913 auf die Hälfte. 1910 wurde erstmals mit 1.002.666 Fass in der Produktion die Millionengrenze überschritten. Zement aus Hemmoor war inzwischen auf der ganzen Welt gefragt.
 
 

Zwischenzeitlich wurde eine Zementfabrik in La Salle, USA, errichtet, die jedoch als feindliches Vermögen nach dem Ersten Weltkrieg verloren ging.

   
 

Bis zum Zweiten Weltkrieg erfolgte trotz gesamtwirtschaftlicher Rückschläge ein Ausbau der Produktionsanlagen auf den seinerzeit neuesten Stand der Technik. Ebenfalls hielt die Aktiengesellschaft Mehrheitsanteile an weiteren deutschen Zementwerken.

Die Zahl der Mitarbeiter stieg wenige Jahre nach Kriegsende auf 500 an. Die Produktionskapazität wurde durch die Inbetriebnahme zweier Drehöfen von 300 t bzw. 400 t Tagesleistung erhöht.

 
  Durch weitere Investitionen von 1960 bis 1963 in Höhe von 70 Mio. DM erfolgte eine grundlegende Erneuerung des Werkes bei gleichzeitiger Produktionserhöhung. Zu den Investitionen zählten u. a. der Bau eines Drehofens mit einer Tagesleistung von 1.100 t, die Errichtung von drei großen Zementmühlen und der Ausbau des Werkhafens.
 
  Zur Wahrung der Unabhängigkeit -ein Unternehmen der Zementindustrie hatte die Aktienmehrheit von „Hemmoor“ gekauft- wurden 1961 die eigenen Beteiligungen an zwei Zementfabriken verkauft bzw. getauscht.

1967 unterrichtete die Deutsche Bank darüber, dass ihre 25-prozentige Beteiligung an der HEMMOOR ZEMENT AG nicht mehr besteht, gleichzeitig teilte die Alsen’sche Portland-Cement-Fabriken KG, Hamburg, mit, dass sich die Mehrheit des Grundkapitals in ihrem Besitz befindet.
 
  1971 konnte mit 779.000 t der höchste Jahresabsatz an Zement in der Firmengeschichte erzielt werden, an dem 500 Belegschaftsmitglieder
beteiligt waren.
 
  Mit dem Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit dem Mehrheitsaktionär verlor die HEMMOOR ZEMENT AG am 28. Juni 1972 ihre Selbständigkeit.

1976 erfolgte die Einstellung der Klinkerproduktion und die Fortführung von „Hemmoor“ als Mahlwerk mit 70 Beschäftigten.

Die mehr als ein Jahrhundert andauernde Zementproduktion in Hemmoor endete am 31. Dezember 1983 mit der Werksschließung.